Headermotiv
 
 
Logo

Navigation
Inhalte

Russische Geschichte

Teil III: Kapitel 1
Der Moskauer Staat:
Groß und Krank - Rjurikdynastie (1462 - 1613)

 

1000 Jahre Russland

Zum vorherigen Kapitel Zum nächsten Kapitel

 

 

1462 - 1505
Der Großfürst von Moskau Iwan III. Wassiljewitsch, der Große
(Sohn Wassilijs II.; * 1440, † 1505; ) vollendete faktisch die Einigung des Moskauer Staates (Unterwerfung der Fürstentümer Nowgorod 1478, Twer 1485, Wjatka 1489, Rjasan 1503; Pskow u. a. gerieten in den Machtbereich Moskaus sowie weitere Völker, so die Komi, die Karelier, die Mari, die Mordwinen u. a. wurden dem Russischen Staat [seit Ende 15. Jh.] angegliedert). In einem ersten außenpolitischen Ausgreifen wurde die Grenze zu Litauen beträchtlich nach Westen verschoben.

um 1480
Das Verhältnis zu den Mongolen wurde aus einem Tributär- zu einem Vertragsverhältnis
(Befreiung vom Joch der Goldenen Horde). Der Kampflose Abzug Mengli Girais von Moskau bedeutete das Ende der Mongolen-Herrschaft.

1497
Iwan III. erließ ein Gerichtsbuch
("Sudebnik").

1502
Der letzte Groß-Khan der Goldenen Horde wurde vertrieben.

Der Vorstoß zur Ostsee scheiterte mit der Niederlage am Smolina-See gegen den Landmeister des Deutschen Ordens in Livland Wolter von Plettenberg (Walter; * um 1450, † 1535; seit 1494 Landmeister; Reichsfürst 1526; duldete die Reformation, lehnte aber die Säkularisierung [Enteignung] des livländischen Ordensgebietes ab).

1505 - 1533
Wassilij III. Iwanowitsch
(Enkel von Wassilij II.; Vater Iwans IV.; * 1479, † 1533) ist Großfürst von Moskau. Er beseitigte die letzten halbselbständigen Fürstentümer (Smolensk 1515 u. a.).

1533 - 1584
Iwan IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche
(Grosny; Großfürst; * 1530, † 1584) läßt sich als erster russischer Herrscher zum Zaren krönen (1547). Brutal zerbrach er die politische Macht des Bojarentums und machte den Willen des autokratischen Zaren zur einzigen Autorität (Vollendung der Autokratie als ausschließliche politische Kraft; innere Reformen; Gesetzbuch 1550; Ausrüstung des Heeres mit Feuerwaffen; er stützte sich dabei auf den in einem Dienstgütersystem [Pomestje] organisierten Dienstadel). Die orthodoxe Kirche machte er endgültig zur russischen Nationalkirche. Die jahrzehntelangen Kriege und die Innenpolitik führten zu sozialen Spannungen und wirtschaftlichen Ruin.

1550
Iwan IV. beruft erstmals den "Semski Sobor" (Landesversammlung) ein. Das "Sudjebnik" (Gesetzbuch) wird neu verfasst und liberalisiert.

um 1550
Silvester
(Hofkaplan bei Iwan IV.) verfasst den "Domostroj" (Der Hausvater, Hausordnung) (altrussisches Hausbuch, Postulate religiöser, moralisch-ethischer Natur, christliche Lebensformen, Haushaltung und Ökonomie im alten Rußland).

1551
Nach dem Konzil 1551 fand die Kirchenreform in dem Dokument "Stoglaw" (100 Kapitel) ihren Niederschlag.

1552 - 1558
Die Eroberung der Khanate Kasan
(1552) und Astrachan (1558) leitete die russische Ostexpansion ein.

1558 - 1595
Die Expansion nach Westen führte zum Kampf mit dem polnisch-litauischen Staat
(Rzeczpospolita [Realunion]; Stephan Báthory) und dem Livländischen Ritterorden (Ordensmeister Gotthard Kettler), der den Zugang zur Ostsee versperrte. In dem langjährigen erfolglosen "Livländischen Krieg" um das Baltikum erschöpfte Iwan IV. die Kräfte Rußlands. Der Deutsche Ritterorden zerfiel (weltliches Herzogtum [polnisch]), doch der Krieg konnte nicht gewonnen werden. Gegen Rußland kämpften auch Schweden (Karl IX.) und Dänemark. Das Ostseegebiet fiel an diese Staaten (Verzicht auf Livland [1582] und Estland [1595 schwedisch]).

seit 1565
Iwans Kampf gegen die Bojaren-Aristokratie
(Briefwechsel mit A. Kurbskij; Fürst) mündete in einen schrankenlosen Terror (psychopathische Persönlichkeitsstruktur), der Tausende Opfer forderte ("Opritschnina": Leibgarde; terroristisches Herrschaftsinstrument; Vertraute und Dienstmannen Iwans; andererseits: gesondertes Staatsterritorium, das der Zar vom Reich abtrennte und alleinige Verfügungsgewalt ausübte; der übrige Teil nannte sich "Semschtschina" und blieb der bisherigen Struktur der Bojarenduma unterstellt).

1570
Nowgorod wird durch Iwan IV. zerstört.

1571
Der Krim-Chan Devlet aus der Dynastie der Girai überfällt Moskau.

1579
Timofejewitsch Jermak
(russischer Kosakenführer; † 1585 ertrunken) überschritt im Dienste der Permer Kaufherrenfamilie Stroganow (besaß große Salinen [Anlage zur Salzgewinnung] am Ural; legte in Sibirien Hüttenwerke, Goldwäschereien und Festungen an; unterhielt eigene Truppen und besaß bis 1722 die Jurisdiktion [Gerichtshoheit] in diesem Gebiet) den Ural und leitete damit die Eroberung Sibiriens ein.

1582
T. Jermak besiegte den Chan des Mongolenreiches Sibir und unterstellte seine Eroberungen dem russischen Zaren.

1584 - 1598
Nach dem Tod Iwans IV. bestieg dessen kränklicher und willenloser Sohn Fjodor I. Iwanowitsch
(* 1557, † 1598) den Zarenthron. Während dieser Zeit besaß allerdings der Moskauer Bojar Boris Godunow (sein Schwager) die uneingeschränkte Macht. Demetrius Iwanowitsch (Sohn Iwans; * 1582, † 1591) wird mit seiner Mutter nach Uglitsch verbannt und ermordet (auf Betreiben B. Godunow?). Die Unsicherheit seines Todes führte zum Auftritt falscher Thronfolger, die sich als Demetrius ausgaben.

1589
Endgültige Eigenständigkeit der Russischen Kirche durch Erhebung zum Patriarchat
(Moskau wird der fünfte Rang der Ehrenordnung zuteil).

1598
Erlöschen der Rjurik-Dynastie
(Tod Fjodors).

bis Anf. 17. Jh.
Das Territorium des Russischen Staates hat sich verzehnfacht
(Russen, Ukrainer, Belorussen, Karelier, Nenzen, Komi, Tataren, Baschkiren, Udmurten, Tschuwaschen, Kabardiner u. a. ethnische Gruppen).

1598 - 1630
Nach Fjodors Tod entbrannte ein Krieg um die "Mütze Monomachs"
(Erste, mit Zobelfell verbrämte Krone der russischen Großfürsten; nach der Legende ein Geschenk von Byzanz an den Kiewer Fürsten Wladimir Monomach; Iwan der Schreckliche wurde mit ihr als erster zum Zaren gekrönt [1547]; Peter der Große ersetzte die Mütze durch die Kaiserkrone [1724]; heute im Moskauer Kreml). Die innenpolitischen Spannungen mündeten in die "Zeit der Wirren" (Smuta; Boris Godunow, Pseudodemetrius, Bolotnikow, Minin).

1598 - 1605
Boris Godunow
(* um 1551, † 1605; Bojar, tatarische Abkunft). Es festigten sich die Leibeigenschaft der russischen Bauern und die Unabhängigkeit der Kirche. Soziale Spannungen führten zu Aufständen mit falschen Thronprätendenten (Pseudodemetrius), die die Zeit der Wirren einleiteten.

1605 - 1606
Pseudodemetrius I.
(D. Samoswanez; † 1606 erschlagen; entlaufener Mönch Grigorij Otrepjew?; mit Unterstützung des polnischen Königs Sigismund III. 1605 Thronbesteigung; literarische Gestaltung: Lope de Vega, A. S. Puschkin [1831], M. Mussorgskij [1874], N. Rimskij-Korsakow [1896], A. N. Ostrowskij [1867], A. K. Tolstoi [1867 - 1870], Schiller [1805], F. Hebbel [1863], P. Ernst [1905], W. Flex [1909], A. Schaeffer [1923], A. Lernet-Holenia [1926], H. v. Heiseler [1929], F. Schreyvogel [1937], A. Müller [1942]).

1606 - 1610
Zar Wasilij Iwanowitsch Schujskij
(* 1552, † 1612; war ursprünglich Moskauer Bojar). Nach der Ermordung Pseudo-Demetrius I. zum Zaren ausgerufen. Wjatka, Perm, Twer u. a. weigerten sich, ihn als Zaren anzuerkennen. Er wurde von den Schweden unterstützt, scheiterte an der Intervention des polnischen Königs Sigismund III. und wurde 1610 gestürzt.

1606 - 1608
Bolotnikow
(Iwan Isajewitsch; russischer Bauernführer; † 1608; führte 1606/07 einen bäuerlichen Kosakenaufstand an [wurde zeitweise zur sozialrevolutionären Bewegung]; nach seiner Niederlage vor Tula gegen den Zaren Schujskij hingerichtet).

1606 - 1610
Pseudodemetrius II.
(D. Samoswanez; † 1610 ermordet; 1606 als Pseudo-D. I. ausgegeben; bedrohte Moskau 1607 mit einem Kosaken- und Bauernheer; Zeltlager im Dorf Tuschino [.Tuschinskij wor"; Räuber von Tuschino; Patriarch der "Hauptstadt" Tuschino war Philaret (Fjodor Nikititsch Romanow)]; von Polen und vielen Russen als "Zar Dimitrij" anerkannt).

1610 - 1613
Polnische Herrschaft
(Polnischer Gedanke einer Vereinigung aller Slawen unter Wladyslaw [Sohn König Sigismund] bei einer Sitzung der Bojaren-Duma beschlossen). Der Beschluß veranlaßte die Kosaken, Maryna Mniszeks (Frau Pseudodemetrius I.) kleinen Sohn zum rechtmäßigen Herrscher auszurufen und Treueid zu leisten. Das polnisch-litauische Heer eroberte Moskau und die Schweden das Nowgoroder Gebiet. Eine Gesandtschaft der Duma unter Führung von Philaret Romanow nach Krakau wurde gefangengenommen.

1612
Die Nowgoroder Volkswehr unter Führung des Nishegoroder Kaufmanns Kusma Minin und des Fürsten Dmitrij Posharskij befreite Moskau wieder. Die Landesversammlung
(Sobor) wählte den Herrscher. Durch den Willen des Volkes fiel die Wahl auf den 16jährigen Knaben Michael, den einzigen Sohn des Philaret Romanow (Keine nachweisliche Abstammung von den Ruriks bis ins 9. Jahrhundert; keine Großgrundbesitzer; verbunden mit der alten Dynastie über die Heirat eine Frau mit Iwan dem Schrecklichen).

 

Zum vorherigen Kapitel Zum nächsten Kapitel

Marginalspalte rechts
Benutzerdefinierte Suche

Fußzeile
Zum Seitenanfang